Crowdrising: Betrug oder seriös? – Artikelserie (Teil 3)

Crowdrising Website

Crowdrising im Bewährungstest

Name: Crowdrising
Gesamtbewertung: 2 Sterne (2 von 5)
Kosten: 20$ Erst-Spende
Website:  www.crowdrising.net
Kategorie: Crowdfunding-Plattform

In den vorigen Artikeln meiner Artikelserie habe ich über Crowdfunding allgemein und die Plattform Crowdfunding International berichtet. Der dritte Teil befasst sich mit der Plattform Crowdrising.net und meinen Erfahrungen damit.

Crowdrising Website

Was ist Crowdrising?

Crowdrising ist eine “peer-to-peer direct funding” Plattform. Das bedeutet, dass hier kein Geld an die Plattform gezahlt wird. Die Spendengelder werden stattdessen direkt von einem Mitglied ans nächste auf ihre privaten Konten gezahlt. Abgesehen von den Spenden, die gezahlt werden, fallen keine Gebühren an.

Wer steht hinter der Plattform

Die Plattform hat keinen erkennbaren Inhaber. In den FAQ kann man auch nachlesen, dass es sich hierbei angeblich nicht um eine Firma handelt, sondern um ein „halbautomatisches System“, das von 5 Leuten gegründet wurde, die sich die “5 Horsemen” nennen (was auch immer sie damit ausdrücken wollen). Ein bisschen Nachforschungsarbeit bringt zutage, dass der Inhaber der Domain www.crowdrising.net ein gewisser Gerhard Rempel ist. Diesen Namen kann man dann auch tatsächlich auf der Seite selber wiederfinden – er hält regelmäßige Webinars zum System. Er scheint also der tatsächliche Inhaber bzw. Kopf der Plattform zu sein.

Gerhard Rempel ist kein unbeschriebenes Blatt

Gerhard Rempel
Gerhard Rempel

Über Gerhard Rempel kann man einiges in Google finden. Crowdrising scheint nicht die erste Plattform zu sein, die Rempel aufgezogen hat. Laut der Seite behindmlm hat er im Jahre 2013 die Firma Belizers gegründet – eine Investment-Plattform, die allerdings auch schnell kollabiert ist. 2015 hat er es das System Fast Cash Cyclone gegründet- aber auch das existiert bereits nicht mehr. Vor diesem Hintergrund sollte man also nicht unbedingt eine seriöse Plattform erwarten.

 

Wie funktioniert Crowdrising?

Auch diese Spendenplattform basiert auf einer „Forced Matrix“ – einer 5×10 Matrix. Das bedeutet, dass jeder unter sich direkt 5 Plätze frei hat und Spenden bis zu 10 Level in die Tiefe empfängt. Deine DownlineBei deinem Einstieg spendest du $20 an das Projekt über dir und kannst dann von allen 5 Personen im Level unter dir auch jeweils $20 erhalten – also bis zu $100. Auch auf dieser Plattform gilt die Voraussetzung: um Spenden von weiteren Leveln erhalten zu dürfen, musst du selber weitere Spenden entrichten. Bevor du also von Level 2 unter dir Spenden empfangen kannst, musst du selber eine Spende in Höhe von $40 an das Projekt zwei Ebenen über dir entrichten, für Spenden aus Ebene 3 $60 usw. Dabei gilt auch dasselbe Prinzip wie bei Crowdfunding International: du musst aufpassen, dass du deine Aufstiegsspenden möglichst schnell tätigst, damit du die Spenden aus den entsprechenden Leveln nicht verpasst.

Informationen zum System

Crowdrising bietet auf ihrer Seite sehr viele Tutorials in Form von Videos an. Das schöne dabei ist, dass alle Informationen schon VOR der Anmeldung verfügbar sind. Wenn du dir also ein bisschen Zeit nimmst vor einer Anmeldung, weißt du vorher bereits, worauf du dich einlässt. Es gibt auch eine umfangreiche FAQ-Seite, sodass die meisten aufkommenden Fragen schon vor der Anmeldung geklärt sein dürften.

Einblick in die Plattform

Die Anmeldung bei Crowdrising funktioniert zunächst ohne finanzielle Verpflichtung. Nach der Anmeldung hast du 48 Stunden Zeit, um deine erste Spende an das Projekt über dir zu zahlen. Wenn du bis dahin nichts gezahlt hast, wirst du aus dem System wieder entfernt und dein Platz wird für einen anderen freigemacht. Die Spendenverteilung funktioniert hier direkt von Person zu Person. Dazu muss jeder Teilnehmer mindestens eine akzeptierte Zahlungsmethode (z.B. Banküberweisung oder PayPal) angeben. Nach der Anmeldung erhältst du dann die Zahlungsdaten der Person über dir. Du entrichtest dann deine Spende direkt an diese Person und gibst im System nur an, dass du die Spende getätigt hast. Sobald der Spendenempfänger die Spende erhalten hat, bestätigt er das wiederum im System.

Zahlenspiele und Rechenbeispiele

In einigen Videos werden recht spannende Zahlen genannt, die man mit diesem System angeblich verdienen kann: bis zu 3 Millionen US Dollar können möglich sein, wenn man seine Matrix komplett befüllt.

Die Größe deiner Downline

Diese Zahl hat mich veranlasst, mal durchzurechnen, wie deine Downline (d.h. alle Leute unter dir) in so einer 5×10 Matrix überhaupt aussieht:

Level 0:    Du
Level 1:     5
Level 2:    25
Level 3:    125
Level 4:    625
Level 5:    3.125
Level 6:    15.625
Level 7:    78.125
Level 8:    90.625
Level 9:    1.953.125
Level 10:  9.765.625

Die Zahlen zusammengenommen ergibt die Größe deiner Matrix. Insgesamt sind in deiner vollen Matrix 12.207.031 Menschen eingeschrieben.

Das ist ein Klacks, so viele Leute zu werben? Na gut, ich bin auch noch nicht fertig mit Rechnen:

Wenn du es tatsächlich schaffst, alle diese 12 Millionen Plätze zu belegen, bist du trotzdem noch nicht fertig, weil du noch gar nicht von allen diesen Leuten eine Spende erhalten hast. Du selber spendest ja auch erst an das Projekt zwei Plätze über dir, wenn du in Level 2 aufsteigen willst. Genauso erhältst auch du erst die Spenden aus Level 2 unter dir, wenn diese in Level 2 aufsteigen wollen. Das passiert normalerweise erst, wenn diese wiederum 3-5 Leute unter sich eingeschrieben haben. Und so ist das mit den anderen Leveln natürlich auch – sprich, aus dem Level 10 unter dir erhältst du erst Spenden, wenn diese Leute selber in Level 10 aufsteigen wollen – sie haben also im Regelfall schon 9 Level unter sich befüllt….Die Spendenmatrix Crowdrising

Wird klar worauf ich hinaus will? Um also die Einnahmen zu erreichen, die dir vorgegaukelt werden in den Videos, brauchst du ungefähr 23 Billionen Menschen unter dir! Moment mal, wie viele Menschen gibt es nochmal insgesamt auf der Erde? Google behauptet, es sind nur 7 Milliarden Menschen…  Ich bin also so frei zu behaupten, dass es ein ziemlich aussichtloses Unterfangen ist, die Spenden zu erhalten, die dir vorgegaukelt werden. Das ist sogar für den, der an der Spitze der Pyramide steht unmöglich.

Mitgliederzahlen

Demgegenüber schauen wir uns mal die Mitgliederzahlen vom System an. Knapp 65.000 Personen sind angeblich bereits eingeschrieben. Das sind sehr wenig im Vergleich zu dem, was so eine volle Matrix hält! Wie wir oben an den Zahlen zu jeder Ebene sehen, sind also noch nicht einmal 7 Level komplett befüllt bisher (für den theoretischen Fall, dass die Matrix gleichmäßig befüllt wird).

Warum wurde eine so unrealistische Matrix zugrunde gelegt?

In der Realität wird sich die Matrix NICHT gleichmäßig befüllen. An einer Seite sind vielleicht mehr Leute, die aktiv Mitglieder werben, auf der anderen geht dafür nichts voran. Das bedeutet, dass es insgesamt sicher schon mehr als 10 Level gibt, die allerdings alle nur teilweise befüllt sind. Es werden also so viele Level zugelassen, um sicherzugehen, dass trotzdem von möglichst allen Teilnehmern Geld an die Spitze der Pyramide fließt. Ich gehe fest davon aus, dass Herr Rempel und seine “5 Horsemen” an der Spitze der Pyramide stehen. Von dort aus empfangen sie somit früher oder später von ALLEN Mitgliedern Geld in die eigene Kasse.

Damit wäre sicherlich auch bereits die Frage geklärt, wieso jemand “uneigennützig” so ein System aufbaut, ohne dafür irgendwelche Gebühren zu erheben…

Besonderheiten

Crwodrising vergleicht sich mit anderenDas System versucht gar nicht wirklich den Anschein zu erwecken, als ob es eine echte Crowdfunding Plattform wäre. Es müssen keine Projekte angelegt werden, sondern man meldet sich einfach an und beginnt mit dem Verteilen von Geld. Die Plattform versucht auf andere Weise seriös zu wirken: sie werben damit, dass sie selber kein Geld einnehmen. Dadurch haben sicherlich viele Leute das Gefühl, dass sie hier nicht abgezockt werden.

Bei Crowdrising werden die Einzelspenden, die du entrichtest, mit jedem Level höher. Du spendest an das Projekt direkt über dir nur $20. Die Person zwei über dir bekommt schon $40; die drei über dir $60 usw. Das bedeutet also, je weiter weg nach oben ein Projekt von dir aus ist, desto mehr Geld bekommt es von dir gespendet. Wenn du in Level 10 aufsteigen willst, spendest du an das Projekt zehn Level über dir (bestimmt Herrn Rempel oder seine Horsemen) $990, während das Projekt, das du eigentlich unterstützen wolltest von dir lausige $20 bekommen hat. Klingt nach fairer Verteilung, oder?

Kosten

Mit $20 (USD) Erstspende bist du dabei. Das ist ein Betrag, der sehr übersichtlich ist und damit wird sich keiner verschulden. Aber auch hier gilt: Die $20 sind nur eine Initialspende, die du aus deiner Tasche zahlst. Danach leitest du erhaltene Spendengelder weiter nach oben. Wenn dir also jemand etwas Gutes tun will mit einer Spende, bleibt dir persönlich davon nicht viel übrig, weil du das meiste weitergeben musst.

Fazit und Gesamteinschätzung

Es wird kein hoher Einsatz fällig, wenn du hier mitmachen willst. Mit nur einer geworbenen Person hast du deinen Einsatz auch bereits wieder raus. Das finanzielle Risiko ist also prinzipiell überschaubar. Allerdings solltest du etwas aufpassen – wenn du selber zu wenig Leute wirbst, oder die Leute unter dir unterschiedlich stark aktiv sind, kann es schnell passieren, dass du aufsteigen musst, um keine Spenden zu verpassen, auch wenn du noch gar nicht genügend Spenden eingesammelt hast. Dann musst du aus eigener Tasche bezahlen, wenn du Schritt halten willst.

Die Zahlen, die hier genannt werden sind so unrealistisch, dass das eigentlich schon Grund genug ist, sich hier nicht anzumelden. Wenn einem dann auch klar wird, in wessen Tasche die eigenen hohen Spenden wandern, verliert sicherlich der eine oder andere auch gleich wieder die Lust daran, hier mitzumachen. Das letzte System, das Gerhard Rempel aufgesetzt hat, hat anscheinend nicht mal ein Jahr lang überlebt – wie lange wird Crowdrising also Bestand haben?

 

Artikelserie

Teil 1: Crowdfunding Systeme

Teil 2: Crowdfunding International

Teil 4: Universalplan B

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